Fantastische "Fantasticks"
Musical feierte gestern Premiere / Glänzende Darsteller, Sänger und Musiker
Minden (mt). "Die Fantasticks" ist das bisher poetischste Musical, das musical unlimited zusammen mit dem Mindener Stadttheater und - dieses Mal - dem Landestheater Detmold auf die Bühne gebracht hat. Dafür gab es gestern vom Premieren-Publikum verdient lang anhaltenden Beifall.
Die romantischen Momente betont die Instrumentierung durch Harfe (Emile Jaulmes), Flügel (Patrick Chestnut, musikalischer Leiter dieser Produktion), Kontrabass (Ralph Klinzman) und Schlagwerk (Andreas Bohnenkamp). Das ermöglicht den Sängern, ohne Verstärkung auszukommen. So können auch die Zwischentöne ihre Wirkung entfalten. Bühnenbildner Hans- Günther Säbel stattet die Szenerie dazu passend mit Rummelplatz-Elementen aus.
( ... ) Die Freunde und Nachbarn Bellomy und Hucklebee - als liebenswerte Schlitzohren dargestellt von Bruno Gebauer und Michael Klein - wünschen sich nichts sehnlicher, als ihre Kinder Luisa und Matt als Paar zu sehen. Weil Kinder nie auf ihre Eltern hören, ersinnen sie eine List: Sie bauen eine Mauer zwischen ihre Gärten und machen den Kindern vor, sie seien zutiefst verfeindet. Und siehe da, bei Matt und Luisa keimen romantische Gefühle. Eine von den Vätern inszenierte Entführung Luisas lenkt alles in die gewünschten Bahnen, lässt Matt als romantischen Retter erscheinen. Das wird von Maria Helena Joor und Arne Stephan zart und zugleich stürmisch dargestellt.
Kaum vereint, überdeckt der Alltag jede Romantik. Beide werden von Zweifeln und Sehnsüchten geplagt und so bricht Matt auf, die Welt zu erkunden und Luisa lässt sich von ihrem "Entführer" - einem mal finsteren, mal sehr charmanten Uli Wewelsiep - umgarnen. Durch die Distanz entdecken Luisa und Matt ihre wahren Gefühle. (...)
Andreas Lachnit und Choreographin Angela Hercules Joseph gelingt eine Inszenierung, die den Grat zum Kitsch nie überschreitet. Dazu trägt die großartige tänzerische Pantomime von Rolf Gildenast bei, die das Geschehen jederzeit ironisch kommentiert, ebenso wie die Persiflage auf eine Schauspielertruppe mit einem hinreißend übertrieben deklamierenden Jürgen Morche und einem herrlich hesselnden Christoph Banken. Unterstützt wird das durch die Musik, die immer neue Wechsel enthält, von orientalischen Anklängen bis zum Blues. Das wird von Musikern wie Sängern gleichermaßen virtuos umgesetzt. Mindener Tageblatt, 30.09.2003
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